Sommer 2020
Ich stehe mit dem Rücken zu den Dünen und beobachte das Meer.
Wir sind insgesamt zehnmal umgezogen, haben jedes Mal die Heringe aus dem Sand gezogen und uns dem stetigen Herankriechen des Meeres geschlagen gegeben. Es ist nur ein Zelt, kein Haus und keine Heimat, die wir mit uns herumschleppen. Aber es wird mir klar, was das Ansteigen des Meeresspiegels für uns alle bedeuten kann.
Keiner hat es für möglich gehalten, dass heute die Flut den größten Sandstrand an der Nordsee überfluten wird. Es ist eine weite Ebene, die sich langsam mit Wasser füllt. Die Ausläufer des Meeres kommen immer näher. Wie kleine Zungen, die nach dem Land lecken. Immer mehr wird der Strand zu einer endlosen Ebene aus Wasser. Nur die Holzstangen, die den Hundestrand begrenzen sollen, zeigen uns, wo wir vor einer halben Stunde gesessen haben.
Wie weit entfernt wir davon sind. Wie nah das Wasser gekommen ist. Und dabei schleppen wir nur ein Zelt und kein Zuhause mit uns herum.